Wieviele Arbeitsplätze verliert Deutschland durch k.I.?
Presseerklärungen wie zuletzt vom Software-Hersteller SAP mit der Ankündigung der Entlassung von 3.000 Mitarbeitern im Rahmen einer Umstrukturierung zur Kostenreduzierung erschrecken. Liegt hier auch wirklich ein Arbeitsplatz-Wegfall aufgrund des technischen Vormarsches der künstlichen Intelligenz, also k.I., wirklich vor? Wieviele weitere Arbeitsplätze sind in Deutschland durch k.I. wirklich gefährdet?
Das wollen wir heute einmal ergründen und klären.
Wer kann hier diese Fragen und Vermutungen einmal aufklären? Dazu haben wir wieder recherchiert und dabei ein sehr interessantes Interview mit 2 Fachfrauen, einer Arbeitsökonomin und einer Arbeitswissenschaftlerin gefunden.
Hier dazu die passenden Interview-Auszüge für Sie:
" ... Ich würde gerne noch mal zurückkommen auf die Ausgangsfrage, bevor wir in die Details einsteigen. Die Frage, mit der wir uns ja heute beschäftigen, lautet: Bedroht KI unsere Arbeitsplätze? Es gibt eine Studie der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs vom März 2023, wonach bis zu 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze weltweit durch künstliche Intelligenz ersetzt werden könnten. Andere Studien wie die der International Labour Organization vom August 2023 sind da deutlich zurückhaltender. Sie kommen zu dem Schluss, dass KI zwar viele Jobs verändern, aber nicht vernichten wird. Frau Arntz, was stimmt denn nun?
Melanie Arntz: Ich bin da sicherlich deutlich auf der ILO-Seite, weil ich auch finde, dass die Goldman-Sachs-Studie einen klassischen Fehler macht, den viele dieser Studien schon gemacht haben: nämlich auszurechnen, welche Tätigkeiten potenziell ersetzbar sind. Dann berechnet man irgendwie, welche Anteile von Beschäftigten diese Tätigkeiten ausführen und kriegt am Ende irgendeine Summe raus. Und natürlich sagen die ,Ja, das sind so die Tätigkeiten, die ersetzt werden`. Die setzen das dann aber letztendlich immer mit Arbeit gleich. Und das führt dazu, dass wir diese Zahlen dann immer interpretieren als ,Oh Gott, da gehen 300 Millionen Jobs verloren`. Es geht aber nicht um 300 Millionen Jobs, die verloren gehen, sondern um das Äquivalent von 300 Millionen Jobs an Tätigkeiten, die eine KI potenziell übernehmen kann. Und das ist nicht genau dasselbe, denn dann spielt genau dieser Gedanke der Komplementarität eine große Rolle.
Solange dieser Anteil an Tätigkeiten, bei dem ich jetzt KI -unterstützt werde oder wo vielleicht auch die KI übernimmt, nicht überhandnimmt, sondern nur ein gewisser Anteil ist – und genau das sagt die ILO-Studie - dann ist die Chance eigentlich da, dass wir mit dieser KI anders arbeiten, produktiver arbeiten, andere Tätigkeiten ausführen, also unsere Zeit anders nutzen. Aber in den seltensten Fällen wird das dazu führen, dass der Arbeitsplatz tatsächlich durch KI ersetzt wird. Insofern finde ich die Studie von Goldman Sachs tatsächlich eher irreführend, vor allen Dingen für Leute, die das nicht in der Gänze überblicken können.
Verena Nitsch: Ja, dem kann ich nur zustimmen. Das ist ja auch nicht die erste Studie dieser Art. Seit Jahrzehnten kommen in regelmäßigen Abständen alle paar Jahre solche Studien, die sagen, so und so viel Prozent aller Arbeitstätigkeiten können ersetzt werden. Und berechnen dann daraus, dass so und so viele Millionen Arbeitsplätze oder Jobs verloren gehen könnten. Aber auf der anderen Seite sehen wir natürlich auch den Einsatz von Automatisierungstechnik. Da fallen auf der einen Seite Tätigkeiten weg, auf der anderen Seite werden auch viele neue Tätigkeiten geschaffen. Und schließlich werden auch mehr Jobs geschaffen, wenn Unternehmen mehr und besser erwirtschaften. Denn sie investieren ja häufig auch wieder in ihre Unternehmen und engagieren dann eben auch wieder mehr Menschen, stellen wieder mehr Menschen ein und auch dadurch werden Arbeitsplätze geschaffen...".
Verlieren wir viele Arbeitsplätze durch k.I. ?
Die differenzierten Statements der beiden Fachfrauen sind dabei sehr interessant, denn sie zeigen dabei klar folgendes auf:
- K.I. führt nicht generell zu Arbeitsplatz-Verlusten
- K.I. hilft jedoch auch gleichzeitig neue Tätigkeiten zu schaffen und zum Beispiel die Automatisierungstechnik zu erstellen und
- wenn k.I. die Unternehmen wirtschaftlich effektiver macht und wachsen lässt entstehen auch neue Arbeitsplätze.
Mit diesen Gesichtspunkten wird deutlich, das k.I. nicht automatisch stets den Verlust von Arbeitsplätzen verursacht.
Unser Tipp: Vergleichen wir es doch mit dem Beginn der Digitalisierung: Die damit verbundene Verbreitung der digitalen Hard- und Software hat auch deren Produktion und damit auch neue Arbeitsplätze verursacht.
Also keine falsche Panik vor Arbeitslatzverlusten oder Firmenpleiten durch k.I.
Lutz Bernard, Ass. jur.
Autor und Insolvenz-Experte
Lutz Bernard ist Volljurist und arbeitet als Online-Marketing Berater, Autor und Fach-Experte. Werdegang: Nach dem Abitur 1973 studierte er Rechtswissenschaften an der FU-Berlin und absolvierte 1980 das 1. und nach dem Referendariat das 2. Staatexamen 1983. Seit Mai 1983 war er als Rechtsanwalt und seit 1993 auch als Notar selbständig tätig.
Seit dieser Zeit befasste er sich auch mit der Aufbereitung und Veröffentlichung von juristischen Blogs, um allgemein Rechtssuchende und Interessierte zu verschiedenen Themen wie Vereinsgründung und Vereinsführung, aber auch Insolvenz-, Bau- und Internet-Recht online zu informieren. Gleichzeitig hat er sich auch auf dem Wissens-Portal „wer-weiss- was.de“ als Fachautor gezeigt, der viele von den Nutzern positiv bewertete Antworten auf gestellte Fragen in den Bereichen Vereins-Recht und Vereins-Organisation einstellte.
Dort ist er als Fachautor mit vielen wertvollen Tipps und Informationen veröffentlicht worden. Inzwischen hat Lutz Bernard auch erfolgreich eine Zusatzausbildung als Trainer und Dozent bei der Berliner BTA-Akademie erworben. Details seiner Vita können Sie auch jederzeit online auf dem Portal LinkedIn einsehen.