Schlecker - Zahlungen 10 Jahre nach Insolvenz-Beginn
Eine der größten Insolvenzen in der Bundserepublik war die Insolvenz einer der größten deutschen Drogerieketten, der Firma Schlecker, einem Einzelunternehmen.
Die Schlagzeilen dazu beherrschten lange Zeit die Medien:
- Rund 24.000 Mitarbeiter verloren bundesweit ihren Arbeitsplatz bei der Firma Schlecker vor 10 Jahren mit Insolvenz-Beginn,
- nachdem der Drogerieketten-Inhaber Anton Schlecker 2011 die Schließung von 10% der 8.000 Filialen ankündigte,
- wegen vorsätzlichen Bankrotts wird Anton Schlecker zu 2 Jahren auf Bewährung verurteilt und
- seine 2 Kinder erhalten jeweils 2,5 Jahre Haft und
- an den Insolvenzverwalter soll die Familie inzwischen 10 Millionen Schadenersatz gezahlt haben.
Und jetzt nach 10 Jahren: Die ersten ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten eine Zahlungsankündigung des Insolvenzverwalters.
Dazu berichtet die Tagesschau über den Fall einer früheren stellvertretenden Schlecker-Filialleiterin, die jetzt mit der Insolvenz-Verwalter-Post die Mitteilung erhielt, das sie jetzt im Juli 2022 eine Abschlagszahlung auf offenen Lohn, Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Höhe von 250 € erhalten soll.
"... Doch der Brief war enttäuschend. 250 Euro soll sie im Juli überwiesen bekommen - nicht mehr als ein "unerwartetes Taschengeld". Unter anderem geht es um Ansprüche der ehemaligen Mitarbeiter aus Löhnen, Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Gläubiger wie zum Beispiel Lieferanten und Handwerker gehen hingegen leer aus. Hier geht es nach wie vor um Schadenersatzforderungen in dreistelliger Millionenhöhe. An den Insolvenzverwalter hat die Familie mittlerweile zehn Millionen Euro zurückgezahlt. Hintergrund sind Kartellabsprachen von Lieferanten, die dazu geführt hätten, dass Schlecker in der Vergangenheit zu hohe Preise gezahlt habe. "Dagegen sind wir zivilrechtlich vorgegangen. Das ist ein langwieriger Prozess über mehrere Instanzen", so der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ...".
Tagesschau - Ex-Schleckermitarbeiter erhalten "Insolvenz-Taschengeld"
Der Insolvenzverwalter rechnet mit einer restlichen Verfahrenslaufzeit von weiteren 2-3 Jahren bis zum Ende der Schlecker-Insolvenz und kann noch kein abschliessendes Ergebnis über weitere Auszahlungen ankündigen. Auch Krankenkassen, die Bundesagentur für Arbeit und Sozialversicherungen haben Forderungen an den Insolvenzverwalter eingereicht.
Bislang sind auch Handwerker und Lieferanten komplett leer im Verfahren mit ihren offenen Forderungen ausgegangen.
Alle Gläubiger des Verfahrens können daher bislang noch nicht von sicheren Informationen über weitere Auszahlungen des Insolvenzverwalters aus dem laufenden Verfahren ausgehen. Der Ausgang bleibt abzuwarten.
Lutz Bernard, Ass. jur.
Autor und Insolvenz-Experte
Lutz Bernard ist Volljurist und arbeitet als Online-Marketing Berater, Autor und Fach-Experte. Werdegang: Nach dem Abitur 1973 studierte er Rechtswissenschaften an der FU-Berlin und absolvierte 1980 das 1. und nach dem Referendariat das 2. Staatexamen 1983. Seit Mai 1983 war er als Rechtsanwalt und seit 1993 auch als Notar selbständig tätig.
Seit dieser Zeit befasste er sich auch mit der Aufbereitung und Veröffentlichung von juristischen Blogs, um allgemein Rechtssuchende und Interessierte zu verschiedenen Themen wie Vereinsgründung und Vereinsführung, aber auch Insolvenz-, Bau- und Internet-Recht online zu informieren. Gleichzeitig hat er sich auch auf dem Wissens-Portal „wer-weiss- was.de“ als Fachautor gezeigt, der viele von den Nutzern positiv bewertete Antworten auf gestellte Fragen in den Bereichen Vereins-Recht und Vereins-Organisation einstellte.
Dort ist er als Fachautor mit vielen wertvollen Tipps und Informationen veröffentlicht worden. Inzwischen hat Lutz Bernard auch erfolgreich eine Zusatzausbildung als Trainer und Dozent bei der Berliner BTA-Akademie erworben. Details seiner Vita können Sie auch jederzeit online auf dem Portal LinkedIn einsehen.