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Aus fremden Fehlern lernen - Peek & Cloppenburg

Aus fremden Fehlern lernen - Peek & Cloppenburg
© Olivier-Le-Moal@AdobeStock

Es gibt den Grundsatz "Aus fremden Fehlern lernen - dann braucht man Sie nicht selbst begehen"? Die bekannt werdenden Gründe der P & C-Insolvenz deuten mögliche gravierende Management-Fehler an. Damit wackeln rund 7.000 Arbeitsplätze und 67 Filialen.

Aus femden Fehlern lernen - Peek & Cloppenburg

Kennen Sie den Grundsatz "Aus fremden Fehlern lernen - dann braucht man Sie nicht selbst begehen"? Oder auch die gerade bei Start-Ups beliebten sogenannten "Fuck-off-events": Dabei berichten gescheiterte Unternehmer über die eigenen gemachten Fehler und die beim dann 2. und besseren Start gemachten weiteren wichtigen Wachstums-Erfahrungen.

Dabei kennt doch jeder Gründer die Wichtigkeit der Kreation der eigenen Marke und der dann notwendigen wichtigen digitalen Umsetzung mit Wiedererkennungs-Effekten.

Aktuell werden nun offen die ökonomisch-strategischen Gründe für das bei einem der größten deutschen Modehändler jetzt beantragte Insolvenzverfahren diskutiert und das liest sich doch wie ein Beispiel aus einem Insolvenz-Lehrbuch aus der Rubrik "vermeidbare Fehler":

"In den letzten drei Jahren rauschte der Umsatz von P&C von rund 1,5 Milliarden auf noch knapp über eine Milliarde ab. Im gleichen Zeitraum, so war in der "Textilwirtschaft" zu lesen, explodierten die Kredite von 170 auf annähernd 400 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote sank von 31,5 auf etwa 11 Prozent. Die Folge sollen Verluste in dreistelliger Millionenhöhe für das Jahr 2021 und 2022 sein.

Unabhängig von der aktuellen Brisanz ist der Einstieg des Unternehmens in den E-Commerce von Beginn an suboptimal gelaufen. Denn: Neben P&C Düsseldorf gibt es - ähnlich wie bei Aldi Nord und Aldi Süd - ein gleichnamiges zweites, eigenständiges Unternehmen, nämlich Peek & Cloppenburg mit Sitz in Hamburg. Beide Einzelhändler wählten für ihre Online-Ableger Fantasienamen statt ihres Markenamens: Bei P&C Düsseldorf hieß der Onlineshop FashionID, bei den Verwandten im Norden VanGraaf.

Hintergrund dürfte die Zerstrittenheit gewesen sein, sodass keiner unter der eigentlichen Firmierung agieren durfte. Wegen des geringen Bekanntheitsgrades lief das Onlinegeschäft aber nur schleppend an. Inzwischen hat man den Fehler korrigiert und firmiert unter dem Markennamen - P&C Düsseldorf unter peek-cloppenburg.de und Hamburg unter peek-cloppenburg.com. Weil der E-Commerce überhaupt sehr spät gestartet wurde - fünf Jahre nach Zalando - konnte P&C Düsseldorf die verpassten Marktchancen kaum mehr aufholen. Der Onlineumsatz bewegte sich zuletzt im Bereich von 15 Prozent.

Auch das "Omnichannel-Dilemma" dürfte P&C Düsseldorf belastet haben. In der Branche versteht man darunter, dass Kunden sowohl im stationären Handel als auch online ordern können - mit der Option, die Ware zugesendet zu bekommen oder im Geschäft abzuholen. Eine teure Omnipräsenz mit hohem strategischem und logistischem Aufwand, vor allem, wenn sie nicht über Jahre aufgebaut wird, sondern unter Zeitdruck und im millionenschweren Hauruckverfahren."

Klare Gründe der P & C-Insolvenz

Wir geben zu: Aber wenn wir diese journalistische Analyse der Fakten in diesem kurzen Nachrichten-Artikel lesen sind wir echt erschrocken, welche klaren Gründe erkennbar sind, die hier vermeidbar das jetzige Insolvenzverfahren verursacht haben.

Dabei ist derzeit nicht nachvollziehbar, wie das personell durchaus hochkarätige Führungs-Gremium von P & C derartige Fehler beging, die ein Professor für Betriebswirtschaft in seiner Vorlesung als "fahrlässige Anfängerfehler" brandmarken würde.

Die volkswirtschaftlichen neuen Risiken dieser jungen Insolvenz sind dabei gravierend: Es sind die Arbeitsplätze von rund 7.000 Mitarbeitern in Gefahr und es droht die Schließung von über 60 P & C-Filialen bundesweit.

Lutz Bernard, Ass. jur.
Autor und Insolvenz-Experte

 

 

© Lutz Bernard Berlin

Über den Autor

Lutz Bernard ist Volljurist und arbeitet als Online-Marketing Berater, Autor und Fach-Experte. Werdegang: Nach dem Abitur 1973 studierte er Rechtswissenschaften an der FU-Berlin und absolvierte 1980 das 1. und nach dem Referendariat das 2. Staatexamen 1983. Seit Mai 1983 war er als Rechtsanwalt und seit 1993 auch als Notar selbständig tätig.
Seit dieser Zeit befasste er sich auch mit der Aufbereitung und Veröffentlichung von juristischen Blogs, um allgemein Rechtssuchende und Interessierte zu verschiedenen Themen wie Vereinsgründung und Vereinsführung, aber auch Insolvenz-, Bau- und Internet-Recht online zu informieren. Gleichzeitig hat er sich auch auf dem Wissens-Portal „wer-weiss- was.de“ als Fachautor gezeigt, der viele von den Nutzern positiv bewertete Antworten auf gestellte Fragen in den Bereichen Vereins-Recht und Vereins-Organisation einstellte.


Er ist Co-Betreiber der Internet-Portale:

Dort ist er als Fachautor mit vielen wertvollen Tipps und Informationen veröffentlicht worden. Inzwischen hat Lutz Bernard auch erfolgreich eine Zusatzausbildung als Trainer und Dozent bei der Berliner BTA-Akademie erworben. Details seiner Vita können Sie auch jederzeit online auf dem Portal LinkedIn einsehen.


veröffentlicht am: 11.03.2023 00:00
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